#288 – Switch-Bouqet VI

Blumen. Was gibt es schöneres als Blumen? Vielleicht einen ganzen Blumenstrauß? Ok, ihr habt mich erwischt. Immerhin gebe ich es auch direkt ohne großen Widerstand zu: Die „Blumenstrauß-Analogie“ für unser „Switch-Bouqet“ taugt nicht mehr wirklich. Wieso das? Nun, unser mit Switch-Spielen dekorierter „Blumenstrauß“ müsste doch schon eigentlich längst verwelkt sein, oder? 😉

Gut, dass es sich um eine digitale Version eines Blumenstraußes hat – der verwelkt nie. Trotzdem – die Bezeichnung „Bouqet“ hinkt und hat einen entscheidenden Fehler. Könnt ihr ihn erspähen? Ich konnte es nicht und so ist dies bereits der sechste (!) Beitrag, in dem ich das Wort „Bouquet“ falsch geschrieben habe! Leider kein Witz! 😀

Fun Fact: Laut Duden wäre wohl auch die Schreibweise „Bukett“ korrekt gewesen, aber sind wir mal ehrlich – „Bouquet“ hört sich doch viel besser als „Bukett“ an, oder? 🙂

Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich gerade lachen muss. Das ist mir nur durch Zufall aufgefallen – aber ich stehe zu meinem Wort und freigeistig betrachtet, könnte man diese – natürlich in voller Absicht falsch gewählte Schreibweise – als künstlerische Note zur Erzeugung einer gewissen Individualität sehen. Ich weiß, wem mach ich was vor – ich habe es versemmelt… 😛

Trotzdem – jetzt kann (oder will?) ich das auch nicht mehr ändern. Ein Künstler steht zu seinem Werk! 😛 Kümmern wir uns lieber schnell um unseren digitalen Switch-Blumenstrauß und fügen dem guten Stück noch eine weitere Blüte hinzu. Die heutige Blume unserer Wahl ist das Spiel „Murder by Numbers“:

In dem 2020 vom britischen Entwicklerstudio Mediatronic veröffentlichtem Puzzle-Spiel übernehmen wir die Rolle der Serienschauspielerin „Honor Mizrahi“. Diese wird unter mysteriösen Umständen von ihrer Anstellung als Sidekick in der fiktiven TV-Serie „Murder Miss Terri“ gefeuert.

In bester „Ace-Attorney-Manier“ (wir erinnern uns an Artikel 167) werden wir mitten ins Geschehen geworfen und haben wenig Zeit uns mit dem Hinterfragen von Details aufzuhalten. Schließlich ist ein Mord passiert und es hat den Chef von Honors Produktionsstudio erwischt! Wer hat es auf den Filmmogul abgesehen? Warum musste er sterben? Was hat Honor damit zu tun?

Gut, dass Honor all diese Fragen nicht alle alleine beantworten muss. Begleitet wird unsere Protagonistin von einem lustigen Roboter namens „S.C.O.U.T.“, welchen sie auf dem Müll findet. Der als fliegender Bildschirm mit einigen angeflanschten Accessoires dargestellte Roboter hat sein Gedächtnis (also seine Datenbank) unter mysteriösen Umständen verloren und ist froh, dass er mit Honor auf eine Art „Möchtegern-Ermittlerin“ trifft, welche ihm bei der Aufklärung seiner Vergangenheit behilflich ist. Ob das gelingt?

Natürlich ist die gesamte Handlung deutlich verstrickter, als es zu Beginn scheint und beide stecken viel tiefer im Schlamassel, als es ihnen anfangs klar ist. Erst im Lauf der vier Kapitel (jeweils einzelne Mordfälle), welche das Spiel zum Erkunden bereithält, klären sich die Geschichten von Honor und Scout auf. Je nachdem, wie schnell man sich durch das Spiel klickt, sind das ca. 20-40 Stunden Spielzeit. Nicht schlecht für einen kleinen, eher unbekannten Titel! 🙂

Apropos spielen – wie spielt man das Spiel denn eigentlich? Zusammengefasst könnte man sagen: Murder by Numbers ist eine Art „Detektivspiel“ in Form einer Visual Novel, welches durch das Rätselelement der sog. „Nonogramme“ erweitert wurde. Was heißt das denn jetzt? Im Endeffekt klicken wir uns durch diverse Dialoge, welche die Story vorantreiben und müssen in regelmäßigen Abständen ein Nonogramm (ein japanisches Logikrätsel) lösen.

Diese (gerne auch „Picross“ genannten) Logikrätsel sehen auf den ersten Blick betrachtet fast wie Sudokus aus, funktionieren aber nach einem anderen Regelwerk. In ein quadratisches Spielfeld (welches aus einem aus Reihen und Spalten gestalteten Gitternetz besteht), müssen die einzelnen Felder mit Punkten (ausgefüllt) oder Leerzeichen (durch „X“ gekennzeichnet) gefüllt werden. Wo diese Punkte zu setzen sind, muss anhand der Zahlen am Bildschirmrand herausgeknobelt werden.

Fun Fact: Wenn ihr selbst mal ein Nonogramm lösen wollt, kann ich euch diese Webseite empfehlen.

Ich weiß – Logikrätsel sind nicht jedermanns Sache und vermutlich ist das auch der größte Abtörner von Murder by Numbers. Während wir zu Beginn nur gelegentlich eines dieser Puzzle lösen müssen, werden wir im späteren Spielverlauf fast im Sekundentakt nach ein paar weiteren Story-Dialogboxen zum Lösen eines Nonogramms aufgefordert. Natürlich werden die auszufüllenden Felder immer größer und somit schwieriger zu lösen. Ich selbst bin nicht der schnellste Denker und da kommt es schon mal vor, dass man mehrere Minuten an einem dieser Rätsel hängt! 😀

Not so fun Fact: Leider gibt es auch einige (wenige) Stellen, an denen ein Rätsel nicht eindeutig ist und es mehrere Lösungsvarianten gibt. Das regt mich schon bei Sudokus immer auf, wenn das so ist! 😀

Zu allem Überfluss kommt im späteren Spielverlauf eine Art „Schnelllöse-Mechanik“ dazu, bei welcher mehrere kleine Nanogramme in einem engen Zeitrahmen direkt hintereinander gelöst werden müssen. Ich gebe es offen zu – dank dem teilweise extrem knapp bemessenen Zeitlimit (in Fall 3 ist es z.B. knapp eine Minute zum Lösen von vier 5×5-Nanogrammen) wirken diese „Schnellrätsel“ extrem stressig und hätten mich fast zum Aufgeben gebracht! xD

Fun Fact: Das Spiel nennt diese Einlagen liebevoll „Hacking“. Scout versucht dabei, sich z.B. in die Datenbank eines Polizeicomputers zu hacken oder einen Safe zu knacken, um Daten für den aktuellen Fall abzugreifen. Wusste gar nicht, dass das durch das Lösen von Logikrätseln geht! 😉

Puh, laaaaangweilig. Sind wir im Mathematikunterricht oder was? 😛 Keine Angst, ich werde nicht mehr weiter auf die Rätselpassagen eingehen. Kommen wir lieber schnell zurück zur Handlung selbst. Was wissen wir bereits? Honor ist also eigentlich Schauspielern, welche mehr oder weniger freiwillig in die Rolle einer Mordermittlerin geschmissen wird. Im Verlauf der Story trifft unsere Protagonistin auf eine Vielzahl an schillernden Charakteren, welche alle ihre Eigenheiten haben.

Fun Fact: Ironischerweise spielt die gute Honor in ihrer fiktiven TV-Serie bereits eine Morddetektivin! Beruhigend zu wissen, dass solche Berufswechsel in der Realität eher selten so ablaufen! 😀

Zu den prominentesten gehören da z.B. das impulsive (um nicht zu sagen hochgradig zickige) TV-Sternchen „Becky Call“ (der Star der Serie „Murder Miss Terri“) oder Honors bester Freund „K.C Lebeau“, ein extrem tuntig wirkender Make-up Stylist. Ganz im Kontrast dazu steht Detective „Gary Cross“, ein typischer, stets mürrisch und streng auftretender Polizeidetektiv. Dann gibt es da noch Honors Ex-Mann „Ryan Blackstock“ sowie die Nebencharaktere „Jena al-Jazaria“ sowie „Jack Larsen“, welche ebenfalls eine Schlüsselrolle in Honors und Scouts Geschichte spielen. Welche das ist? Sorry – viel mehr wird nicht verraten, spielt das Spiel selbst! 😛

Nicht nur beim Blick auf die Charaktere fällt erfahrenen Visual Novel Spielern sofort die Nähe zum „Ace-Attorney-Universum“ auf. Auch die Steuerung, der Humor sowie der generelle Artstyle erinnern doch sehr an die Spielreihe um Anwaltsass Phoenix Wright. Kein Wunder, denn schließlich wurde das Spiel in Zusammenarbeit mit japanischen Künstlern wie z.B. dem Komponisten Masakazu Sugimori, welcher selbst an den beiden ersten Phoenix Wright Spielen gearbeitet hat, erstellt. Mich persönlich stört das eher weniger – ganz im Gegenteil! 😉

Soweit so klar, doch was macht man denn jetzt neben dem Lösen von Logikrätseln noch so alles in dem Spiel? Um das – durch die wiederkehrenden Nanogramm-Rätsel – eher monotone Gameplay aufzulockern, muss unser Protagonistenpaar auch etwas klassische Detektivarbeit erledigen. Dazu gehören so Dinge wie das Befragen von Zeugen und Verdächtigen…

…sowie das Sammeln von Beweismitteln an Tatorten…

…nur um diese dann einem Verdächtigen ins Gesicht zu schmeißen! 😀

In dieser Manier spielt man sich Fall für Fall durch Murder by Numbers. Jeder Case hält dabei neue Wendungen und eine fette Portion Humor bereit. Klingt doch nach einem echten Blockbuster, oder? Leider nicht ganz, denn gerade die Story zählt zu den schwächsten und meist auch unlogischsten Punkten des Spiels. Die „Ermittlungen“ laufen sehr linear ab und außer ein paar – größtenteils belanglosen – Dialogoptionen hat man keinerlei Einfluss auf den Ausgang der Geschichte.

Fun Fact: Ist es nicht merkwürdig, dass es keine Sau im Spiel interessiert, dass wir von einem fliegenden Roboter begleitet werden? Ebenso dürfen wir als Zivilperson an Tatorten herumschnüffeln, Beweismittel einsammeln und Mörder stellen. Dabei werden wir auch noch recht freundlich von der lokalen Polizei unterstützt! 😀 Aber hey, es ist halt auch „nur“ ein Videospiel…

Seine Stärken hat das Spiel meiner Meinung nach beim Humor und den liebevoll dargestellten Charakteren und Zwischensequenzen. Generell wirkt dieser „Comic-Artstyle“ meiner Meinung nach sowieso absolut zeitlos. Etwas schade ist die fehlende Sprachausgabe, so hätte man den Charakteren – sofern die Synchronsprecherrollen entsprechend besetzt worden wären – noch etwas mehr Persönlichkeit verleihen können. So müssen wir uns mit einer reinen, in englischer Sprache gehaltenen, Textausgabe begnügen. Mir persönlich ist das aber sowieso fast lieber, denn dadurch gehen keine Witze durch eine – leider häufig schlecht gemachte – deutsche Übersetzung verloren.

Abschließend vielleicht noch ein Satz zum „Bewertungssystem“ des Spiels. Je nachdem, ob man es schafft, die Nonogramme mit oder ohne Hilfe zu lösen, steigt der eigene Detektivrang (nach US-Notensystem von „F“ bis „A“). Abhängig vom Rang werden dann weitere Rätsel im Hauptmenü freigegeben, welche beim Lösen eine kurze Videosequenz aus Scouts Vergangenheit freischalten. Möchte man alle Bonus-Rätsel (und Videosequenzen) ergattern, muss man in jedem Fall den sog. „S-Rank“ erreichen. Dafür müssen sämtliche Gegenstände gefunden und alle Rätsel innerhalb eines Kapitels gelöst werden. Mitunter ist das gar nicht so einfach, da einige Nanogramme optional sind und man sie im Verlauf des Falls verpassen kann!

Fun Fact: Uff – na das hört sich ja anstrengend an! Fairerweise muss ich erwähnen, dass das Spiel unterschiedliche Hinweis-Funktionen bietet, sollte man mal bei einem Rätsel festhängen. Das fängt bei einem einfachen „Hint“ an (schaue dir eine bestimmte Reihe/Spalte mal etwas genauer an) und geht bis hin zu deutlicheren Tipps wie z.B. dem korrekten Ausfüllen lassen von fünf zufälligen Kästchen. Natürlich wird man bei Nutzung der Hinweis-Funktionen mit Punktabzug bestraft. Clever gemacht! 🙂

Genau so ist es mir in „Fall 3“ ergangen – nach stundenlangem Lösen von Rätseln, musste ich feststellen, dass ich wohl ein Rätsel an irgendeiner Stelle verpasst habe und so den S-Rang (samt aller Bonusrätsel) verpasst habe. Na so was Ärgerliches! Und jetzt?

Fun Fact: Ein kleiner Trost – scheinbar bin ich nicht der einzige, dem dieser Lapsus passiert ist.

Natürlich ist der persönliche Ehrgeiz geweckt, ein möglichst zu einhundert Prozent komplettes Spiel zu erlangen. Aber dafür nochmal ca. zehn Stunden in die Lösung von Logikrätseln investieren? Nein, danke! Gut, dass wir mit unserer „getunten“ Nintendo Switch-Konsole (siehe Artikel 129 und 130) noch eine andere Möglichkeit haben… 😉

Mit Hilfe des Tools „Checkpoint“, welches über „Title Override“ (also das Drücken der „R“-Taste beim Start eines beliebigen Spiels) in einer Art „Admin-Modus“ gestartet wird, können wir den Spielstand auf die in der Switch eingebaute MicroSD-Karte exportieren.

Stecken wir nun die MicroSD-Karte in einen PC, können wir die Spielstanddateien von Murder by Numbers (\switch\Checkpoint\saves\0x010061700FA8C000 Murder by Numbers\20230501-110743 retrololo) genauer unter die Lupe nehmen. Es sieht so aus, als würden die einzelnen Spielstände, Errungenschaften sowie die Einstellungen in jeweils eigenen Dateien gespeichert werden:

Aha! In der Datei mit dem Namen „MemoryProgress“, wird mutmaßlich der Detektivrang eines Falls, sowie die Anzahl der gefundenen Bonuspuzzles festgehalten:

Ein Glück, dass die Entwickler die Datei nicht verschlüsselt haben, so können wir die Werte nach Belieben anpassen. Ich will mir auch eigentlich gar keine weiteren Freischaltungen ermogeln, aber zumindest den dritten Fall sollten wir als einhundert Prozent abgeschlossen markieren:

Zurück auf der Nintendo Switch muss der Spielstand jetzt abschließend wieder mit Checkpoint in den internen Speicher der Konsole zurückkopiert werden:

Fun Fact: So eine „Spielstandmodifikation“ haben wir ja bereits in Artikel 203 beim „Pokémon Schild“ schon mal geübt – erinnert ihr euch? 😉

Und siehe da – schon haben wir auf magische Art und Weise auch „Fall 3“ perfekt abgeschlossen und somit alle Bonuspuzzle freigeschaltet. Ist es nicht schön, wenn Dinge auf Anhieb funktionieren? 😀

Oha – da sind wir aber mal wieder weit vom eigentlichen Thema abgedriftet. Wollten wir nicht eigentlich „nur“ einen kurzen Blick auf das Spiel selbst werfen? Also gut, ich denke es wird Zeit für ein abschließendes Fazit. Lässt man sich durch die nett designten Charaktere, den tollen Humor und dem sympathischen Protagonistenduo Honor und Scout verzaubern, so ist Murder by Numbers ein echter Hingucker für Fans des Visual Novel Genres. Platt ausgedrückt könnte man sagen, es handelt sich um eine Art „Ace Attorney“ – nur eben ohne Anwaltstätigkeit und Gerichtssaal, dafür aber mit einer Vielzahl an Logikrätseln. Wer über Logikschwächen bei der Story hinwegsehen kann und wem intensives Rätseln (bzw. das Lösen von Nonogrammen) nicht auf den Sack geht, dem kann ich „Murder by Numbers“ definitiv empfehlen! 🙂

Fun Fact: In der offiziellen Spielbeschreibung (u.a. auf der Seite von Nintendo einsehbar) heißt es „Mode der 90er! Fröhliche Jams! Skurrile Aberwitzigkeiten! Fragwürdiger Humor! Dragqueens! All das und mehr erwartet dich … in Murder by Numbers!“. Dem ist nicht viel hinzuzufügen! 😉

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!