#273 – retro PC madness – Tema TC DT325SX – II

Beim letzten Mal haben wir den Tema TC Computer ja wieder zum Leben erweckt. Naja, zumindest so halb. Mal wieder hat uns der verbaute Säulenakku (zum Erhalt der CMOS-Settings) einen Strich durch die Rechnung gemacht! 🙁

Fun Fact: Wusstet ihr, dass diese Säulenakkus auch „Tonnenakkus“ genannt werden? Ich nicht 😀

Wird Zeit, dass wir das Ding endlich loswerden. Um nicht das ganze Mainboard ausbauen zu müssen, habe ich ein paar Slotbleche entfernt. So lässt sich der Akku recht leicht von außen mit einem Seitenschneider und ein paar Feilen ausbauen:

Und jetzt? Müssen wir einen neuen Säulenakku verlöten? Nein, denn glücklicherweise bietet das Mainboard direkt danebenliegend ein paar Pins, an denen wir eine „externe Batterie“ (z.B. einen Batteriehalter mit Mignonzellen) anschließen können! 🙂

Die Frage ist nur, welche Batterie wir verwenden können. Leider habe ich kein Datenblatt gefunden, in dem beschrieben ist, wie viel Volt das Mainboard am externen Batterieanschluss haben möchte. Da hilft nur eins – probieren geht über studieren! 😉 Mit einem Batteriefach und einem Stecker (welcher mal beim Ausbau eines defekten PC-Lautsprechers übriggeblieben ist) lässt sich eine einfache, externe Batterie basteln:

Fun Fact: Aufmerksamen Lesern wird das Batteriefach vielleicht noch aus Artikel 234 bekannt vorkommen. „Damals“ haben wir es zum Testen verwendet, bevor wir schlussendlich ein anderes Fach für vier AA-Batterien (mit jeweils 1,5 Volt) verwendet haben, weil der Tech-1260 insgesamt 6 Volt Spannung am externen Batterieanschluss haben wollte.

Um nicht das Board, bzw. irgendwelche elektronischen Bauteile darauf mit einer Überspannung zu schrotten, habe ich mich für drei AA-Batterien entschieden. Meine Vermutung ist, dass die beiden, vorgeschalteten Dioden die Spannung um ca. 0,7 Volt herunter regeln müssten. Mit den anliegenden 4,5 Volt sollten wir also auf ca. 3,8 Volt kommen, was ziemlich genau der Leistung des ausgebauten Säulenakkus entsprechen müsste.

Fun Fact: Von den vier Pins werden nur die äußeren beiden Pins für Plus und Minus benötigt. Um die Batterie nicht falsch herum anzuschließen, habe ich vor dem Ausbau des Tonnenakkus die anliegende Spannung an beiden Polen geprüft! 🙂

Ob unsere selbstgebaute Batterie auch langfristig was taugt wird die Zeit zeigen. Zumindest scheint der Batterietausch etwas bewirkt zu haben – wir bekommen eine leicht andere Fehlermeldung:

Fun Fact: Im Vergleich zu dem Tonnenakku wird die die extern angeschlossene Batterie nicht während des Betriebs des PCs aufgeladen. Dafür sorgt ein spezieller Schaltkreis auf dem Mainboard.

Leider fährt das System auch nach Drücken der F1-Taste nicht hoch, denn es wird kein Bootlaufwerk (Datenträger mit einem Betriebssystem) gefunden. Ich denke, wir sollten mal prüfen, welche Einstellungen aktuell im BIOS gesetzt sind:

Not so Fun Fact: Wer will raten, wie die Tastenkombination ist, um in das BIOS einzusteigen? ESC? F1? F2? F12? ENTF? Tja, alles falsch – denn tatsächlich wäre es „STRG“ + „ALT“ + „S“ gewesen! Wärt ihr da drauf gekommen? Ich bin es nicht, und musste im Netz recherchieren… 🙁

Na, kein Wunder, dass die Festplatte nicht erkannt wird – die ganzen Parameter zur Ansteuerung des Datenträgers sind wohl dank des leeren Akkus verlorengegangen. Leider ist unser Modell (Seagate ST3096A) auch nicht in der Auswahlliste der vordefinierten Platten enthalten. So müssen wir die ganzen kryptischen Parameter (also so Dinge wie Zylinder, Köpfe, Sektoren) von Hand eingeben:

Nach einem Neustart wird die Festplatte dann tatsächlich erkannt und der Tema TC scheint das MS-DOS-Betriebssystem in der Version 5.0 zu laden. Viele der hier aufgeführten Meldungen und Programme sollten euch aus vergangenen Beiträgen schon bekannt vorkommen! 😉

Oha – es sieht sogar so aus, als wäre auch auf diesem PC Windows 3.1 installiert. Im Vergleich zum Sysline PC aus Artikel 251 scheint es allerdings so, als wäre die grafische Oberfläche vom Vorbesitzer nur recht selten benutzt worden. Außer den vorinstallierten Systemprogrammen konnte ich keine weiteren Anwendungen oder Spiele finden – echt schade!

Zumindest können wir uns eine kleine Pause mit zwei legendären Windows-Spielen gönnen! 🙂

Um ehrlich zu sein, möchte ich den schwachbrüstigen 386er aber sowieso nicht mit Windows betreiben, die darunterliegende DOS-Version eignet sich zur Installation von ein paar alten Spielen sowieso viel besser. Also, nichts wie zurück zu DOS!

An dieser Stelle könnte ich jetzt wieder endlos lange Geschichten erzählen, wie ich das System (z.B. AUTOEXEC.BAT und CONFIG.SYS) optimiert habe, um Arbeitsspeicher zu sparen und die besten verfügbaren Treiber für Maus und Grafikkarte zu laden. Allerdings haben wir das mittlerweile so oft durchgekaut, damit möchte ich euch eigentlich gar nicht weiter langweilen. Glück gehabt! 😛

Ich denke, wir sollten lieber gleich mal ein paar Spiele auf der Kiste installieren. Dafür stehen uns die beiden Diskettenlaufwerke (5,25“ und 3,5“) zur Verfügung. Gut, dass wir noch von den Spielereien mit den anderen Computern einige Boxen voll mit Disketten haben! 🙂

Doch was ist das? Die Datenträger lassen sich irgendwie nicht ganz bis nach hinten in das große 5,25“-Laufwerk einlegen. Es scheint fast so, als würde da irgendetwas mechanisch blockieren!

Uff, eigentlich hatte ich nicht vor, noch weiter an der Hardware herumzuspielen, aber es bleibt uns wohl oder übel nichts Anderes übrig, als das Laufwerk auszubauen und aufzuschrauben. Zu allem Überfluss müssen wir dafür auch noch das kleinere 3,5“-Laufwerk seitlich ausbauen, weil die

Halterungsschrauben des großen Diskettenfressers dahinter versteckt sind. Mann oh Mann, immer diese ungeplanten Aufwände! Na, zumindest ist jetzt richtig viel Platz im Gehäuse! 😀

Fun Fact: Die rechts unten im Bild befindliche, zweite Festplatte hat tatsächlich überhaupt nichts mit dem Computer zu tun. Die war eigentlich für den Einsatz in einem anderen Rechner gedacht und ich habe sie nur testweise angeschlossen, um zu prüfen, ob sie noch funktioniert. Tut sie leider nicht. xD

Anschließend können wir das Laufwerk öffnen. Dazu muss als erstes der Knebelverschluss sowie die Plastikfront entfernt werden. Die Plastikabdeckung wird durch zwei zusätzliche Schrauben gehalten.

Nun können wie die Oberseite (welche mit drei Kreuzschlitzschrauben an der Unterseite befestigt ist) entfernen. Man merkt anhand der Fertigung des Geräts (NEC FD1157C) sofort, dass es aus einer anderen Zeit (Baujahr 1991) stammt. Der Metallrahmen des Teils ist so stabil und schwer, der würde vermutlich auch eine Explosion oder den Fall aus einem Flugzeug überleben! 😀

Aha! Ich glaube ich habe auch schon eine Vermutung, was das Problem sein könnte. Es sieht so aus, als wäre die Abdeckung des Schreib-/Lesekopfs locker geworden. Scheint so als wäre die Metallkappe einfach nur mit etwas Schaumstoff am Kopf verklebt gewesen. Der Kleber hat sich im Lauf der Jahre gelöst und jetzt fliegt die Abdeckung lose durch das Laufwerk und blockiert so die Diskette beim Einlegen – das kannst du dir nicht ausdenken! xD

Um ehrlich zu sein, habe ich gar keine große Lust, die Kappe wieder anzukleben. Einerseits wird sie für den Betrieb (also den Schreib- und Lesevorgang durch den Kopf) nicht wirklich gebraucht und die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie wieder in ihrer exakten Position anbringen kann ist auch gering. Apropos – unser Laufwerk ist ein HD-Laufwerk mit zwei Schreib-/Leseköpfen (einer oben und einer unten). Damit kann die Diskette beidseitig beschrieben werden, was in der Theorie 1,5MB und nach der Formatierung mit dem FAT12-Dateisystem 1,2MB an Speicherkapazität bedeutet.

Kaum ist der Störenfried beseitigt, lässt sich auch wieder eine Diskette einlegen. Beim Betätigen des Knebelverschlusses wird der Schreib-/Lesekopf gesenkt, sodass er auf der Magnetscheibe der Diskette aufliegt. Echt interessant diesen Mechanismus mal so „von innen“ zu betrachten! 🙂

Halt – nicht ablenken lassen! Was wollten wir eigentlich machen? Stimmt, Spiele installieren! Also, nichts wie rein mit einer Diskette in das Laufwerk – Knebel runter drücken nicht vergessen! 🙂

Tatsächlich scheint das Laufwerk jetzt wieder problemlos zu funktionieren. Ich habe mehrere Disketten durchprobiert und von allen Getesteten haben sich die Dateien problemlos lesen lassen:

Ein guter Indikator, wie gut oder schlecht so ein Retrosystem läuft, ist für mich immer das Spiel „Electro Body“. Warum das so ist? Nun, anhand der Geschwindigkeit, mit welcher der Roboter-Held „Jack“ durch die Levels läuft und hüpft, lässt sich gut erkennen, wie schnell der Computer ist! xD

Not so fun Fact: Ich weiß nicht, ob ich es schon erwähnt habe, aber tatsächlich existieren unterschiedliche Versionen des Spiels. Während das polnische Original (links im Bild) keinen Kopierschutz besitzt, dafür aber etwas hakeliger, bzw. langsamer läuft, hat die (von mir in Artikel 127 gezeigte) deutsche Version (rechts im Bild) keine Performanceprobleme und läuft wesentlich flüssiger, bzw. schneller. Dafür besitzt sie die etwas wackelig programmierte Kopierschutzabfrage via Handbuch. Tja, so ist das Leben – man kann eben nicht alles haben! 😀

Natürlich habe ich nach dem Lapsus mit dem 5,25“-Laufwerk auch noch überprüft, ob auch das kleine 3,5“-Laufwerk seinen Dienst ordnungsgemäß verrichtet. Mit welchem Spiel könnte man das besser testen, als mit dem Adventure-Klassiker „The Secret of Monkey Island“?

Fun Fact: Im Original wurde das Spiel auf vier 720kB DD-Disketten (3,5“) oder alternativ acht 360kB 2S/2D-Disketten (5,25“) verkauft, aber da unser 3,5“-Laufwerk auch HD-Floppys frisst, habe ich die entsprechenden Dateien auf zwei 1,4MB HD-Disks quetschen können! 🙂

Über die lustige Kopierschutzabfrage via Codewheel („Dial a Pirate“) habe ich ja schon des Öfteren berichtet. Vermutlich ist auch eher die VGA-Version mit 256 Farben im Gedächtnis der Spieler hängengeblieben, allerdings muss ich zugeben, dass ich von der 16-farbigen EGA-Version extrem positiv überrascht bin. Die Entwickler (vor allem der LucasFilm Games Grafiker „Mark Ferrari“) haben dank des Einsatzes von „Dithering“ (Ersetzen der Originalfarbe eines Pixels durch die Farbe in der Palette, die ihr am nächsten kommt) wirklich alles aus den Hardwarelimitierungen der damaligen Zeit herausgeholt. Zusammen mit der piepsigen Interpretation der Titelmelodie, die uns aus dem PC-Speaker entgegen krächzt macht das echt was her – Nostalgie pur!

Mann, kann mir bitte mal jemand sagen, wo die Zeit schon wieder hin ist? Eigentlich wollte ich noch ein paar weitere Spiele installieren, aber nach den ungeplanten Hardwareproblemen ist das heute leider nicht mehr drin. Kein Thema – dann schließen wir das Projekt eben beim nächsten Mal ab. 🙂

In diesem Sinne – bis die Tage, ciao!